Von der Deko-Baumscheibe bis zum 17-Meter-Stamm
Westerkappeln. Im Tecklenburger Land gibt es kaum ein weiteres Sägewerk, das so flexibel und breit aufgestellt ist, wie das Sägewerk von Frank Görtemöller an der Velper Mühle in Westerkappeln-Velpe. „Ich kann von der Deko-Baumscheibe bis zu 17 Meter langen Baumstämmen eigentlich alles zusägen“, sagt Görtemöller. Einen Tag lang hat ihn der SPD-Bundestagsabgeordnete für das Tecklenburger Land, Jürgen Coße, als Praktikant begleitet und im Sägewerk und der Zimmerei mitgearbeitet. Coße: „Nur wer die Realität kennt, kann gute Politik machen. Ich bin rund 22 Wochen im Jahr in Berlin, deshalb nutze ich die Zeit bei mir im Wahlkreis, um hier ein Mal im Monat ein Praktikum in einem Betrieb oder einem Unternehmen zu machen“, sagt Coße.
Der Schärfraum - Das Herz des Sägewerks
So kommt es, dass Coße nun weiß, was eine Rundholzsortieranlage ist. Dafür habe Frank Görtemöller eigens Schienen auf dem Betriebsgelände verlegt, um die großen Baumstämme zu sortieren und anschließend mit einem Kran auf die Bandsäge zu befördern. „Hier befinden wir uns quasi im Herzen des Sägewerks, im wichtigsten Raum, dem Schärfraum“, erklärt Görtemöller. Hier werden die Sägeblätter, die Görtemöller in Frankreich kauft, geschärft: „Es ist sehr wichtig, die Sägeblätter frühzeitig zu schärfen, bevor eine Materialermüdung eintritt und Blattrisse entstehen. Wichtig ist auch, dass das Holz ganz sauber ist und keine alten Nägel mehr darin stecken.“
Großen Respekt dafür, den Betrieb am Laufen zu halten
Nach einer Führung durch die Mühle und den Betrieb, den Frank Görtemöller als Ein-Mann-Unternehmen mit Unterstützung seines Sohnes Jannis betreibt, durfte Coße dann auch selbst Hand anlegen und sich zunächst an der Motorsäge probieren. Anschließend wurden Baumstämme auf der Bandsäge zugeschnitten und per Hand verladen. „Als Politiker habe ich zwar auch lange Arbeitstage, aber wenn man bei Wind und Wetter sechs Tage die Woche etwa zehn Stunden am Tag arbeitet, um seinen Betrieb am Laufen zu halten und einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfungskette zu leisten, habe ich da großen Respekt vor“, sagt Coße.
Schöner Arbeitsplatz an der historischen Mühle
Trotz der Arbeitszeiten könne sich Frank Görtemöller keinen schöneren Beruf und keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen. „Ein Arbeitsplatz in einer historischen Mühle an so einem schönen Mühlenteich ist natürlich etwas ganz Besonderes. Das kann nicht jeder von sich behaupten“, sagt Coße, der sich auch die Bilder des Westerkappelner Malers Gustav Künnemann im oberen Stockwerk der Mühle angeschaut hat. Frank Görtemöllers vor zwei Jahren verstorbener Vater Heinrich Görtemöller hatte nicht nur die Mühle und das Müllerhandwerk von seinem Vater übernommen, sondern war auch im kulturellen Bereich und bei der Bewahrung des kulturellen Erbes von Künnemann sehr engagiert.
In dritter und vierter Generation in der Mühle
„Wir sind jetzt hier in dritter und vierter Generation in der Mühle. Mein Vater meinte zu mir, eine Ausbildung zum Zimmermann könne nicht schaden. Nach und nach hab ich dann neben der Zimmerei das Sägewerk weiter ausgebaut“, erklärt Görtemöller. Ob sein Sohn Jannis hier einmal weitermachen werde, sei zwar noch nicht sicher, er denke, dass Jannis es sicherlich in irgendeiner Form weiterführen werde. Am Ende des Tages und viele zersägte Längenmeter Holz später war die Arbeit für heute erledigt.