Ziel einer „Grünen Gießerei“ bei Reckers – spart 12.000 Tonnen Kohlendioxid
Firma Reckers stellt Konzept für mögliche neue Gießerei mit erneuerbaren Energien vor – im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten Jürgen Coße und Sarah Lahrkamp
Rheine/Hörstel. Die mit den Geschäftsfeldern Eisengießerei und Zerspanung in Rheine ansässige Firma Hermann Reckers will ihre Produktion möglichst komplett auf erneuerbare Energien umstellen. In einem Gespräch mit den SPD-Bundestagsabgeordneten für den Kreis Steinfurt, Jürgen Coße und Sarah Lahrkamp, stellte die Geschäftsleitung ihr Konzept einer „Grünen Gießerei“ vor. „Wir könnten damit jährlich rund 12.000 Tonnen CO2 einsparen“, erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung Bernhard Rieken.
Weiterer Bauabschnitt im Industriegebiet Rheine-Nord denkbar
Reckers kann sich vorstellen, an ihrem Zerspanungs-Standort im Industriegebiet Rheine-Nord einen weiteren Bauabschnitt zu realisieren. Auch, weil für den großen Strombedarf am aktuellen Gießerei-Sitz in Rheine-Mesum nicht ausreichend Stromleitungen vorhanden sind. Die Stadt müsste, gemeinsam mit Reckers, viel Arbeit und Geld in die Strom-Infrastruktur in Mesum stecken.
Kohleofen durch Elektroofen ersetzen - Grüne Energie statt Koks
„Um die notwendigen 1.400 Grad Celsius für das Schmelzen von Eisen zu erreichen, ist sehr viel Energie nötig. Bislang verwenden wir überwiegend Koks, also Kohle, wollen aber den Kupolofen durch einen mit grüner Energie betriebenen Elektroofen ersetzen. Mit Blick auf die Verringerung von CO2-Emissionen wäre der Austausch geradezu ein Parade-Projekt“, sagt Rieken.
Für die Umsetzung sind Fördermittel nötig - schwieriger Prozess
Um den grünen Strom dafür zu erzeugen, setze Reckers auf Photovoltaik, das grüne Angebot der Energieversorger und auf die Kooperation mit Direkterzeugern nachhaltigen Stroms. Allerdings sei eine derartige Investition zur Umstellung auf grünen Strom vor Ende der Lebensdauer der derzeitigen Anlagen mit sehr hohen zusätzlichen Kosten verbunden. Um dieses Projekt umsetzen zu können, seien Fördermittel nötig, was sich aktuell als schwierig herausstelle.
Coße und Lahrkamp versprachen, sich bezüglich passender Förderprogramme bei Wirtschaftsminister Habeck und den zuständigen Stellen zu erkundigen und das Vorhaben – soweit möglich – zu unterstützen.
"Stromkosten haben sich verdreifacht" - CO2-Ausstoß verringern
„Die Stromkosten haben sich verdreifacht und werden weiter steigen. Außerdem müssen wir unseren CO2-Ausstoß verringern, denn auch die CO2-Bepreisung steigt stetig und ist international ein großer Wettbewerbsnachteil. Auch weil perspektivisch fossil erzeugte Energiekosten weglaufen, sind wir bereit, unsere Gießerei ganz auf erneuerbare Energien umzustellen. Wir brauchen als Familienunternehmen aber Planungssicherheit und Unterstützung, um das Risiko dieser Investitionen einzugehen“, sagt Dorothee Reckers, die in vierter Generation als geschäftsführende Gesellschafterin im Unternehmen ist.
"Eines der größten PV-Projekte mit Eigennutzung in NRW"
Mit einer im letzten Jahr ans Netz gegangenen 2,2 Megawatt großen PV-Anlage mit über 5.700 Solar-Modulen in Rheine-Nord reduziert die Firma bereits aktuell den jährlichen CO2-Ausstoß um 1.200 Tonnen CO2. „Wir haben hier eines der größten PV-Projekte mit Eigennutzung in Nordrhein-Westfalen“, sagt Björn Nitschke, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsführung.
Schlüsselindustrien halten und keine Abhängigkeit von China
„Unser Ziel besteht darin, Schlüsselindustrien zu halten und möglichst nicht in Abhängigkeit von China zu stehen. Jeder verlorene Industriearbeitsplatz wird nicht wieder aufgebaut. Dafür will die SPD den Strompreis regulieren, so dass für die Firmen in Deutschland der durch hohe Energiepreise entstandene Wettbewerbsnachteil ausgeglichen wird“, sagt Coße. Coße und Lahrkamp schauten sich bei einem Rundgang durch die Gießerei die Produktion der anspruchsvollen Gussteile für Land-, Forst- und Baumaschinen an.
"Mittelständische Firmen brauchen Rückendeckung der Politik"
Lahrkamp: „Mittelständische Firmen und Familienunternehmen wie Reckers brauchen die Rückendeckung der Politik, um auf erneuerbare Energien umsteigen und Arbeitsplätze erhalten zu können. Hier sind viel Know-how und hohe Qualität vorhanden. Wir können es uns nicht leisten, dass das Wissen und die Innovationskraft verloren gehen.“ Die Hermann Reckers GmbH & Co. KG stellt Bauteile für die Hydraulik- und Wälzlagerindustrie, den Pumpen- und Armaturenbau sowie den allgemeinen Maschinenbau her.